Ein Porträt Litauens
Litauen ist das größte der drei Balischen Länder und einer der Kleinodien Europas. Das Land ist stolz auf die weitgehend unberührte Landschaft - klare Seen, alte Wälder und die Dünenstrände. In der Hauptstadt Vilnius mit der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Altstadt vereinen sich die atemberaubende Romantik barocker Bauwerke und die Architektur des 21. Jahrhunderts.
1410, während der Schlacht von Tannenberg, konnte Litauen sich erfolgreich gegen die deutschen Angreifer verteidigen. Doch während der späteren Jahrhunderte litt das Land unter vielen fremden Völkern. Auf die beiden Weltkriege und das unglaubliche Gemetzel an der Jüdischen Bevölkerung folgte die Sowjetische Besatzung. Seit1991, seit der Wiedererlangung der Unabhängigkeit, ist Litauen bestrebt, die nationale Identität neu zu beleben.
Die Hauptstadt Vilnius hat eine der ausgedehntesten Altstädte des Kontinents. Italienische Baumeister schufen hier prachtvolle Barockbauten. Landesweit wurden landschaftlich schöne Orte in Naturschutzgebiete mit vielen seltenen Pflanzen- und Tierarten umgewandelt. Exzellente Straßen verbinden hübsche, außergewöhnlich ruhige Ortschaften und Städte miteinander.
Die neu erwachte Liebe zur Volkskultur ist in jedem Winkel des Landes zu spüren. Die Menschen schnitzen hölzerne Kreuze, Wegkreuze, singen Volkslieder und tanzen Volkstänze. Die Singende Revolution (1987-1990) markiert den Anfang einer verstärkten Hinwendung zu Veröffentlichungen, gedruckt und auch elektronisch, in Litauischer Sprache, einer Sprache die dem Sanskrit sehr ähnlich ist.
Gleichzeitig strebt Litauen an, eine bedeutendere politische und kulturelle Rolle in der expandierten Europäischen Union.
Ethnische und Religiöse Identität
Litauen ist das ethnisch klarste der drei baltischen Länder. In dem Land, in dem die Landwirtschaft überwiegt, konnten die massiven russischen Immigrationen verhindert werden. Von 3,4 Millionen Einwohnern sind 84 Prozent Litauer, nur 5 Prozent Russen und 6 Prozent Polen. Zu den anderen ethnischen Minderheiten gehören Weißrussen und Ukrainer genauso wie Tataren und Karaiten. In Vilnius, der ethnisch buntesten Stadt, kann man auch russisch und polnisch hören. Trotz der heidnischen Vergangenheit ist Litauen fest im katholischen Glauben verwurzelt. Dies ist einer der Unterscheide zu Estland und Lettland, in denen durch die Deutschen das Luthertum eingeführt wurde.
Die Sowjetregierung tat alles, um religiöse Traditionen zu zerstören. Kirchen wurden in Lagerhallen, Kinos oder Museen verwandelt, die Inneneinrichtungen zerstört, die Priester nach Sibirien geschickt. Aber vergeblich. Nur 10 Prozent der heutigen Bevölkerung sind keiner Religionsgemeinschaft zugehörig. Neben Katholiken leben in Litauen auch Russisch-Orthodoxe, Lutherianer und Altorthodoxe Gemeinschaften.
Politik
Nach 1991, dem Jahr der Wiederherstellung der Unabhängigkeit, schwankt das Land zwischen Regierungen des rechten und des linken Flügels, immer bemüht um eine starke Position auf dem internationalen politischen Parkett. Der Beitritt zur Nato und in die Europäische Union im Jahr 2004 hatte eine enorme Bedeutung für die Baltische Region, weil diese Beitritte gleichzusetzen sind mit der noch weiteren Befreiung vom russischen Einfluss.
Wirtschaft
Die Litauische Wirtschaft ist eine der am schnellsten wachsenden in Europa. Der dynamische Privatsektor durchdringt zunehmend eine Vielzahl an Branchen, ob Laseroptics, Biotechnologe, Bau- oder Energiewirtschaft. Litauische Unternehmen aus den Bereichen Laser – und Biotechnologie sind als die stärksten in Europa eingestuft. Das nach Umsatzzahlen größte Unternehmen ist die „ORLEN Lietuva“ Raffinerie. Das noch zur Sowjetzeit gebaute Ignalia Atomkraftwerk wird heruntergefahren, aber man hegt die Hoffung auf den Bau eines neuen Kernkraftwerkes um unabhängiger zu werden von der russischen Energieversorgung.
Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit wurde die Landwirtschaft rasch privatisiert, durch den Beitritt zur Europäischen Union erhielt man auch beachtliche Zuschüsse. Obwohl die Produktivität vieler Höfe signifikant zunahm gab es auch negative Begleiterscheinungen. Große Flächen liegen brach, Dörfer verarmen. Andererseits aber nahm der ländliche Tourismus zu. Viele kleine Gehöfte wurden zu attraktiven Ferienhöfen.
Das moderne Leben
Die Litauer sind sehr stolz auf ihr reiches kulturelles Leben. Von der enormen Bedeutung von Kunst und Kultur zeugen unzählige Kunstgalerien in den Städten, in vielen Wohnungen hängen Originale und Grafiken anstelle gerahmter Reproduktionen. Kulturelle Größen wie M.K. Ciurlionis oder die beliebte Schriftstellerin und Malerin Jurga Ivanauskaite versuchen sich in den unterschiedlichsten Bereichen der Kunst. Symphoniekonzerte, Kammerkonzerte, klassisches Ballet und Opern gehören im ganzen Land zum täglichen Leben. Eine der bekanntesten Aufführungen des Schauspielhauses ist der dunkle, postindustrielle Hamlet, in der Inszenierung des berühmten Eimuntas Nekrosius.
Obwohl sich Litauen einen Namen gemacht hat durch viele berühmte Sportler wir z.B. den Diskuswerfer Virgilijus Alekna, die Schützin Daina Gudzineviciute, die Schwimmerin Ruta Meilutyte, weckt doch der Basketball die größten Leidenschaften. Arvydas Sabonis, der „beste Sportler aller Zeiten Litauens“ genauso wie die Litauische Basketballmannschaft etablierten den Namen des Landes auf der Weltkarte des Sports.